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Operation Washington Wonderful – Wenn der Präsident Soldaten schickt, um Tauben und Demokraten in Schach zu halten
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Washington, D.C. – Es ist ein sonniger Tag in der Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Die Kirschblüten blühen, Touristen knipsen Selfies vor dem Capitol, und uniformierte Soldaten mit ernster Miene und geladenem Gewehr kontrollieren den Bürgersteig vor Starbucks. Was klingt wie die Kulisse eines dystopischen Netflix-Dramas, ist in Wirklichkeit: die neue Realität unter Donald Trump – dem Mann, der Notstände sieht, wo andere nur Verkehr sehen.
Während der Rest der westlichen Welt seine Sicherheitskräfte auf Terrorabwehr, Naturkatastrophen oder Cybersicherheit vorbereitet, hat der 45. und vielleicht auch 47. Präsident der Vereinigten Staaten ein neues Einsatzgebiet entdeckt: Washington selbst.
„Ich mache Washington wieder sicher. Es war zu sicher. Viel zu sicher. Niemand hatte mehr Angst – das musste ich ändern.“
Der Notstand, der vom Himmel fiel
Der vom Präsidenten ausgerufene "Sicherheitsnotstand" hat ungefähr so viel mit Realität zu tun wie Trumps Frisur mit Aerodynamik. Laut Zahlen der örtlichen Polizei sind Gewaltverbrechen seit 2023 deutlich gesunken. Das hinderte Trump allerdings nicht daran, mit gewohntem Apokalypsen-Vokabular vom „Blutvergießen“, „Chaos“, „Elend“ und „Schlimmerem“ zu warnen – wobei „Schlimmeres“ vermutlich „Demokraten auf Fahrrädern“ meint.
Die 1900 Nationalgardisten, die nun zwischen Denkmälern und Donutshops patrouillieren, wurden extra aus republikanischen Vorzeige-Bundesstaaten eingeflogen: Tennessee, West Virginia, Mississippi – also Gegenden, in denen man glaubt, Washington sei eine europäische Hauptstadt.
Von der Mall bis zur Metro: Jetzt mit bewaffneter Freundlichkeit
Anfangs hieß es noch, die Soldaten seien "unbewaffnet", um nicht die Bevölkerung zu beunruhigen. Doch weil beunruhigen mittlerweile offizielles Regierungsziel ist, kam nun der nächste Schritt: Aufrüsten! Bald tragen die Gardisten also wieder Schusswaffen. Nicht etwa, um Terroristen zu stoppen – sondern um mutmaßliche Kaugummikauer auf der National Mall zu entwaffnen.
Ein Pentagon-Sprecher, der lieber anonym bleiben wollte (wer will schon für sowas auf LinkedIn stehen?), erklärte trocken:
„Wir wollen sicherstellen, dass niemand zwischen Capitol und Foodtruck grundlos herumläuft, ohne sich schuldig zu fühlen.“
Chicago, New York – die „Demokratische Achse des Unheils“
Nachdem Washington erfolgreich „befriedet“ wurde, kündigte Trump bereits den nächsten Schritt im Spiel „Risikopolitik für Anfänger“ an:
„Chicago ist als nächstes dran – und dann helfen wir New York.“ Was in anderen Ländern ein Tourismusprogramm wäre, ist bei Trump eine Drohung.
Die Bürgermeister dieser Städte zeigten sich „not amused“. Chicagos Rathaussprecherin nannte Trumps Pläne „eine Mischung aus Verfassungsbruch, Wahlkampf-Show und einem schlechten WWE-Skript“. New Yorks Bürgermeister hingegen schlug vor, Trump direkt mit einem Sicherheitshelm und Trillerpfeife auszustatten, falls er schon so gern den Polizisten spiele.
Vom Präsidenten zum Präfekten
Wer jetzt noch glaubt, es gehe Trump um öffentliche Sicherheit, glaubt vermutlich auch, dass seine Steuererklärungen „nur in der Wäsche waren“. Kritiker sprechen längst von einem militarisierten Wahlkampf. Statt Politik zu machen, stellt der Präsident Ordnung her – mit Garde, Gewaltandrohung und grotesken Gesten.
Manche vergleichen die Bilder bereits mit autoritären Staaten. Andere halten das für übertrieben – immerhin würde in Russland keiner auf die Idee kommen, Soldaten zum Schutz der Hot-Dog-Stände abzustellen. Das ist zu westlich.
Eine Stadt unter Schutz, ein Präsident unter Strom
In Trumps Welt bedeutet „sicher“ offenbar: „leise, gehorsam, unkritisch“. Eine Hauptstadt mit Meinungsvielfalt, Demonstrationen und linksgewählten Verwaltungen? Für ihn das pure Grauen – und damit ein Fall für das Militär.
Wem also nach einem Spaziergang in Washington der nächste Soldat das Handy aus der Hand nimmt, weil „Fotografieren ohne Sicherheitsfreigabe“ neuerdings Verdacht auf staatsfeindliche Aktivität bedeutet – keine Sorge: Es dient nur Ihrer Sicherheit. Oder, wie Trump sagen würde:
„Ich bin nicht autoritär. Ich bin effizient. Und ich habe Uniformen. Viele, viele Uniformen.“
Ausblick: Im nächsten Schritt könnte Trump die Nationalgarde mit Trillerpfeifen nach Hollywood schicken – gegen „zu woke Filme“. Oder in Universitäten – gegen Meinungsfreiheit. Oder ins eigene Wohnzimmer – gegen schlechtes Reality-TV.
In jedem Fall: Make Surveillance Great Again.