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Tesla im Sinkflug – vom Messias der Steckdose zum Wanderprediger der Luftschlösser
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Es gab eine Zeit – ach, welch selige, glitzernde Zeit – da war Tesla nicht nur ein Autohersteller, sondern eine Religion. Die frühen Jünger flüsterten andächtig von Reichweiten, die man damals noch für Science-Fiction hielt, von Beschleunigungswerten, die jedem Benzinschnüffler die Tränen in die Augen trieben, und von einem charismatischen Tech-Propheten namens Elon Musk, der auf einer Mischung aus Vision, Twitter und Übermut durch die Zukunft surfte.
Heute hingegen wirkt Tesla wie eine dieser Bands, die nach dem großen Welthit von 2015 immer noch auf Tour geht – mit denselben zwei Liedern, derselben Lightshow und derselben arroganten Ansage, das nächste Album würde alles verändern. Seit drei Jahren.
Vom Marktplatzführer zum Technikskeptiker
Einst der Inbegriff von Innovation, wirkt Tesla inzwischen wie der Mann, der sich auf einer Party immer wieder dieselbe Anekdote erzählt – nur lauter, weil er glaubt, keiner habe sie beim ersten Mal verstanden.
Die Modellpalette? Eine Diät, die in den sozialen Medien als „Minimalismus“ verkauft würde: Zwei Modelle in der Auslage, Model 3 und Model Y, beide so frisch wie der Toast in einem Hotelbuffet um 10:59 Uhr. Das Model S und Model X? Sie vegetieren im Premium-Keller, wo sie nur noch für nostalgische Hardcore-Fans entstaubt werden – jene, die glauben, dass jedes neue Türgriff-Update eine Revolution ist.
Der Preis ist heiß – leider nicht im guten Sinne
Wer heutzutage 41.000 Euro für ein Model 3 oder 45.000 Euro für ein Model Y hinlegt, bekommt zwar einen Tesla-Schriftzug und die Aura von „Ich fahre Zukunft“ – aber im Gegenzug auch die Erkenntnis, dass der Rest der Branche längst nicht mehr hinterherfährt, sondern fröhlich vorbeizieht und dabei noch freundlich hupt.
Während andere Hersteller neue Akkus, clevere Assistenzsysteme und Designideen präsentieren, wirkt Teslas Innovationspolitik wie der Versuch, ein altes iPhone mit einem neuen Hintergrundbild als „Next Gen“ zu verkaufen.
Das Facelift, das keines war
Das große Facelift des Model Y sollte der Gamechanger werden. Heraus kam: ein leicht verändertes Gesicht, das jeder unaufmerksame Parkplatznachbar mit „Hast du dir die Scheiben tönen lassen?“ kommentieren würde. Die wahre Neuerung bestand darin, dass man nun das gleiche Auto wie vorher kaufen kann – nur mit dem guten Gefühl, dass die Produktionshalle in Grünheide kurz renoviert wurde.
Cybertruck – der rollende Running Gag
Überhaupt, der Cybertruck. In den USA als „Fahrzeug der Zukunft“ angekündigt, in Europa eher als „Fahrzeug der falschen Maße“ kategorisiert – nicht zugelassen, weil es schlicht zu groß ist. Es wirkt ein bisschen, als hätte Tesla ein Spaceshuttle in der Hoffnung gebaut, damit in der Fußgängerzone parken zu dürfen.
In Wahrheit ist der Cybertruck inzwischen weniger Auto als Meme. Auf Social Media wird er gefeiert – meistens von Leuten, die noch nie hinter dem Steuer gesessen haben, aber genau wissen, dass er „alles verändern“ wird.
Von Robotaxis und anderen Märchen
Und während die Verkaufszahlen implodieren, hat Elon Musk keine Zeit für profane Dinge wie „neue Modelle entwickeln“. Stattdessen hält er sich an das bewährte Manöver: lautstarke Ankündigungen von Dingen, die niemals in Serie gehen – Robotaxis, humanoide Roboter, Neuralink für Hunde. Alles natürlich mit „bald“ terminiert, was im Musk-Wörterbuch ungefähr bedeutet: „Wenn Mars bewohnbar ist“.
Von der Steckdose in die Bedeutungslosigkeit
Tesla ist heute weniger Autohersteller als Unterhaltungsformat. Die Marke lebt nicht von Innovation, sondern von Inszenierung. Vom Rockstar, der einst Stadien füllte, ist ein Alleinunterhalter auf der Kirmes geworden, der zwischen Zuckerwatte und Autoscooter noch einmal seinen großen Hit spielt – und sich wundert, warum keiner mitsingt.
Der Elektromarkt ist weitergezogen. Die Konkurrenz bringt frische Songs, neue Bühnenbilder und Eintrittspreise, bei denen sich der Besucher nicht fragt, ob er gerade übers Ohr gehauen wird. Tesla hingegen scheint fest entschlossen, den ewig gleichen Refrain zu singen – bis irgendwann das Publikum ganz nach Hause geht.