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Politik

Trumps Epstein-Transparenzoffensive – 70 Seiten Ehrlichkeit aus dem Nebel der 100.000 Lügen

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Trumps Epstein-Transparenzoffensive – 70 Seiten Ehrlichkeit aus dem Nebel der 100.000 Lügen

Washington, D.C. – In einer Welt, in der Staatsmänner eher spontan den Mars terraformen würden als ihre Steuererklärung zu veröffentlichen, geschieht das Unfassbare: Donald J. Trump – Mister „Ich kenne Epstein nur vom Golfplatz“ – fordert Transparenz. Und zwar ausgerechnet im Epstein-Fall. Man könnte sagen: Der Leopard verlangt Aufklärung über seine eigenen Flecken.

Die Chronik eines durchschaubaren Dramas beginnt mit Pam Bondi, Justizministerin, Trump-Loyalistin, Fox-News-Karaoke-Act – und jetzt auch Teilzeit-Whistleblowerin im Dienst der selektiven Wahrheit. Auf Geheiß ihres Präsidenten beantragt sie im Juli heldenhaft die Entsiegelung von ganzen 70 Seiten aus dem Epstein-Komplex. Ja, siebzig. So viel wie ein mittelmäßiger Krimi mit extralangem Klappentext.

„Ein echter Befreiungsschlag!“ jubelten einige in Trumps Umfeld – dieselben Leute, die auch bei Diet Coke den Kalorienverlust als Weltwunder feiern. Doch leider saß Richter Richard Berman gerade nicht auf der Trump-Transparenz-Couch mit eingebautem Lügendetektor. Stattdessen stellte er sachlich fest:

„Die Regierung hat 100.000 Seiten. Die 70 hier? Das ist juristisches Origami.“

Ein Mann, ein Mythos, ein FBI-Agent ohne Fakten

Die Akten enthielten, so der Richter, lediglich eine einzige Aussage – die eines FBI-Agenten, der die Wahrheit offenbar auch nur aus dritter Hand kannte. Ein bisschen wie das Spiel „Stille Post“ auf dem Jahrmarkt des Grauens: Irgendwo zwischen „Er hat was gesehen“ und „Ich hab gehört, jemand hat gehört, dass jemand was gesehen hat“.

Das sei kein Grund, das heilige Prinzip der Grand Jury-Vertraulichkeit aufzuheben – ein Prinzip, das normalerweise so fest zementiert ist wie Trumps Haaransatz nach einem stürmischen Fox-News-Interview.

Trumps PR-Offensive: Der Ablenkungs-Samba

Warum nun diese plötzliche Ehrlichkeitsoffensive des sonst so faktenaversen US-Präsidenten? Nun, es könnte daran liegen, dass immer mehr Republikaner – also Trumps eigene Cheerleader mit Sternenbanner-Trompete – den Verdacht hegten, ihre Regierung spiele bei der Epstein-Aufklärung mäuschenstill. Und in den USA bedeutet „mäuschenstill“ normalerweise: Jemand versteckt gerade die Leiche unter dem Golfplatz.

Trump also im Panikmodus: „Was tun?“ → Eine Mini-Enthüllung inszenieren. → Pam Bondi auf die Bühne schubsen. → Die Medien kurz hypnotisieren. → Und dabei die restlichen 99.930 Seiten in einem Schrank in Mar-a-Lago verstecken – direkt neben der Krimskramskiste mit Kim-Jong-uns Liebesbriefen.

Die Kundenliste: Das Bermuda-Dreieck der Justiz

Natürlich wurde auch wieder die ominöse Epstein-Kundenliste ins Spiel gebracht – dieser sagenumwobene Zettel, der irgendwo zwischen Pentagon, Area 51 und Hunter Bidens Festplatte verschollen sein muss. Die Regierung versprach sie, dann nahm sie es zurück. Und wie immer lautete die Erklärung: „Es gibt keine Beweise für diese Verschwörungstheorien.“ Was im Klartext heißt: Wir haben sie, aber ihr kriegt sie nicht.

Trumps historische Kehrtwende: „Ich will, dass ihr alles wisst. Nur nicht von mir.“

Erinnern wir uns:

  • Trumps Steuererklärung? Geheimsache.
  • Umgang mit Nukleardokumenten? Irgendwo in der Besenkammer.
  • Ukraine-Affäre? „Perfect call.“
  • Epstein? „Ich kannte ihn kaum. Netter Typ. Ich glaub, er mochte junge Leute.“

Und nun also Transparenz? Von diesem Mann? Das ist, als würde man von einem veganen Krokodil einen Apfelstrudel erwarten.

70 Seiten für die Galerie, 100.000 fürs Archiv

Richter Berman hat es gesagt, die halbe republikanische Basis vermutet es und der gesunde Menschenverstand schreit es aus jedem Kellerloch: Diese 70 Seiten sind eine Showeinlage – Trumps Version eines Escape Rooms, in dem der Ausgang längst zugemauert ist.

Die wahre Akte liegt wohl tief vergraben – vielleicht in einem Safe, vielleicht in einem Flugzeughangar, vielleicht im Haar von Rudy Giuliani.

Doch bis dahin dürfen wir staunen, wie ein Präsident, der sonst mit Wahrheiten umgeht wie ein Alligator mit Porzellan, plötzlich den Transparenz-Apostel mimt – und dabei 99.930 Seiten lang schweigt.

Und irgendwo in Mar-a-Lago sitzt eine Fußmatte mit der Aufschrift: „Here lies the truth. Please knock quietly.“