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Wenn Drohnen abstürzen, bevor sie abheben – Russlands Rüstungsindustrie taumelt

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Wenn Drohnen abstürzen, bevor sie abheben – Russlands Rüstungsindustrie taumelt

Moskau – Ausgerechnet in Putins Lieblingsspielzeugkiste – der Drohnenabteilung – kracht es gewaltig. Der Hersteller AO Kronstadt, bisher hochgejubelt als russisches Hightech-Wunder, steht vor der Insolvenz. Milliarden an Staatsgeld wurden hineingepumpt, aber offenbar ist die einzige Drohne, die wirklich zuverlässig fliegt, der Rubel – und der in Richtung Abgrund.

Sanktionen: Wenn das Herzstück im Westen liegt

Die Gründe sind so banal wie entlarvend: Ohne westliche Komponenten geht’s halt nicht. Chips, Sensoren, Motoren – all das, was russische Staatsmedien sonst als „entbehrlichen Luxus“ abtun, fehlt plötzlich. Ergebnis: Drohnen, die eher an ferngesteuerte Modellflugzeuge vom Flohmarkt erinnern, nur mit schlechterer Garantie.

Man könnte fast sagen: Kronstadt hat die Sanktionen so hart getroffen, dass nicht einmal mehr die Kaffeemaschine im Büro funktioniert.

Zulieferer, Gerichte und andere Spaßbremsen

Als wäre das nicht genug, verklagen auch noch die eigenen Zulieferer den Konzern. Anstatt Drohnen zu bauen, verbringt Kronstadt seine Zeit vor Gericht – eine Art russisches „Shark Tank“, nur ohne Investoren und mit Anwälten, die mehr Rechnungen schreiben als der Konzern überhaupt Bauteile besitzt.

Das Vertrauen der Geschäftspartner ist entsprechend dahin. Wer heute mit Kronstadt arbeitet, muss sich morgen schon erklären: „Nein, das war keine Bezahlung in Rubeln, das war mein Einkaufsgutschein für den Baumarkt.“

Schulden – die einzig wachsende Produktionslinie

Die Finanzlage? Katastrophal. Schulden in derartiger Dimension, dass selbst der Kreml langsam die Lust am Geldverbrennen verliert. Offiziell spricht man zwar noch von „Rettungsversuchen“, aber die wirken ungefähr so seriös wie ein russischer Dopingtest bei Olympia.

Investoren? Fehlanzeige

Investoren haben längst Reißaus genommen. Selbst russische Oligarchen, die sonst jedes noch so marode Stahlwerk kaufen, winken ab. Kronstadt ist offenbar das Äquivalent zu einem alten Lada ohne Reifen: Man könnte ihn retten – aber warum sollte man?

Symbol für die Kriegswirtschaft

Der drohende Kollaps ist mehr als nur das Ende eines Unternehmens. Er ist ein Symbol für die ganze russische Kriegswirtschaft: großspurig angekündigt, von Propaganda überhöht, aber in der Praxis so robust wie ein Kartenhaus im sibirischen Wind.

Putin wollte Drohnen als Waffe des 21. Jahrhunderts, bekam aber Insolvenzberichte des 20. Jahrhunderts. Und während in Russland die Rüstungsfabrikanten die weiße Fahne schwenken, diskutiert man in Deutschland, ob nicht angeschlagene Autobauer ihre Karossen einfach mit Raketenwerfern nachrüsten könnten.

AO Kronstadt stürzt ab – und zwar ohne gegnerisches Feuer. Der Konzern zeigt: Russlands Kriegsmotor läuft nicht nur heiß, er läuft trocken. Die Drohne, die die Ukraine in die Knie zwingen sollte, hat nicht mal genug Saft, um vom Hof zu rollen.

Es bleibt die Erkenntnis: Wo der Kreml Hightech verspricht, kommt am Ende oft nur ein überteuertes Modellflugzeug mit Insolvenzstempel heraus.