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Die „Epstein-Files“ Reloaded: Musk, Thiel, Bannon und der Frühstückstisch der Geschichte
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Es ist eine dieser Nachrichten, die wie ein schlecht geschnittenes Reality-TV-Format wirken: Die Demokraten im US-Repräsentantenhaus veröffentlichen neue Dokumente über Jeffrey Epstein. Und plötzlich finden sich darin Namen, die sonst zwischen Raketenstarts, Hedgefonds und Talkshow-Krawallen kursieren: Elon Musk, Peter Thiel, Steve Bannon – allesamt Herren, die mal enger, mal entfernter an der Umlaufbahn von Präsident Donald Trump kreisten.
Die Schlagzeilen klingen wie ein besonders absurder Stundenplan: • „6. Dezember 2014: Elon Musk, Erinnerung: kommt auf die Insel (findet das noch statt?)“ • „27. November 2017: Mittagessen mit Peter Thiel um 12 Uhr.“ • „16. Februar 2019: Frühstück mit Steve Bannon, 7.00 Uhr.“
Wer Epsteins Kalender liest, fühlt sich weniger an einen Finanzmogul erinnert als an einen schlecht gelaunten Schuldirektor: immer Termine, immer große Namen – und immer dieser unausgesprochene Beigeschmack, dass hier nicht nur Kaffee ausgeschenkt wurde.
Musk auf der Insel – ein Flug ins Ungewisse
Elon Musk ist ein Mann, der sonst lieber auf den Mars fliegt. Nun taucht sein Name auf einer ganz anderen „Mission“ auf: Epstein Island, Jungferninseln. Der Kalender vermerkt es fast beiläufig: „Elon Musk kommt am 6. Dezember auf die Insel (findet das noch statt?).“
So unschuldig hingeschrieben, als ginge es um die Frage, ob die Putzfrau am Samstag wirklich Zeit hat. Dabei hatte Epstein zu diesem Zeitpunkt längst den Titel „Sexualstraftäter“. Doch im Kosmos der Superreichen gilt offenbar: Skandal ist nur ein anderes Wort für „Networking mit Meerblick“.
Natürlich betonen die Dokumente ausdrücklich: Kein Fehlverhalten, keine kriminelle Handlung. Doch das Bild bleibt hängen – Musk, der 2014 auf eine Insel fliegt, die schon damals in jedem zweiten Skandalbericht auftauchte. Für Demokraten ein gefundenes Fressen, für Musk wohl ein weiterer „Bug“ in der Simulation, die er sich gerne erklärt.
Thiel und Bannon: Dinner for Zwei, Breakfast for Chaos
Peter Thiel, Investor, Republikaner-Liebling und Risikokapital-Guru, hat 2017 bei Epstein gespeist. Ein Mittagessen, Punkt 12 Uhr – so sachlich wie ein Eintrag in einer Steuererklärung. Aber: Mit wem man sich den Teller teilt, sagt oft mehr als die Speisekarte.
Steve Bannon hingegen, Trumps ehemaliger Chefstratege, taucht 2019 zum Frühstück auf. Und das um 7 Uhr morgens. Man stelle sich vor: Bannon, der König des rechten Kulturkampfs, über Cornflakes und Filterkaffee philosophierend, während draußen die Sonne aufgeht. Wer um diese Uhrzeit schon Politik diskutiert, muss entweder unglaublich pflichtbewusst sein – oder schlicht keinen Schlaf finden, weil die nächste Verschwörungstheorie dringend fertiggestellt werden muss.
Republikaner: „Aber die Demokraten!!“
Kaum veröffentlichten die Demokraten die Unterlagen, da hallte es schon zurück: „Selektive Veröffentlichung!“ rufen die Republikaner. „Cherry Picking!“ tönt es von Trumps Leuten. Man wirft der Opposition vor, Dokumente gezielt hervorzukramen, die Musk, Thiel und Bannon belasten – während man angeblich Beweise gegen Demokraten im Giftschrank verschließt.
Es ist das altbekannte politische „Whataboutism“-Spiel: Statt die Frage zu beantworten, warum Musk, Thiel und Bannon in den Epstein-Files stehen, wird lieber gefragt, warum nicht auch Nancy Pelosi mal bei Epstein einen Kaffee bestellt haben soll.
Trump selbst: „Epstein? Wer war das noch mal?“
Donald Trump, der bekanntermaßen Epstein gut kannte, bestreitet weiterhin jede Nähe. Fotos von Partys? „Fake News.“ Gemeinsame Bekannte? „Nur flüchtig.“ Einträge in Kalendern? „Kann sich jeder ausdenken.“
Dabei klingt seine Verteidigung oft so, als würde man einen alten Freund verleugnen: „Epstein? Kannte ich kaum. Musk? Toller Mann. Thiel? Noch toller. Bannon? Naja, hab ich ja gefeuert.“ Man könnte fast meinen, Trump stellt seine Beziehungen auf eBay ein: „Kaum benutzt, nur einmal auf einer Insel gesehen, leichte Gebrauchsspuren, aber sonst in Ordnung.“
Demokraten: „Die Elite beim Frühstück“
Für die Demokraten ist die Veröffentlichung der Dokumente ein Geschenk des Himmels – oder besser: der Hölle. Denn sie zeigen schwarz auf weiß, dass Epstein nicht nur ein dunkles Kapitel, sondern eine ganze Bibliothek voller einflussreicher Bekannter hinterließ.
Die Sprecherin des Aufsichtsausschusses fasste es nüchtern zusammen: „Epstein war mit einigen der mächtigsten und reichsten Männer der Welt befreundet.“ Übersetzung: Willkommen in der amerikanischen High Society, wo die Tagespläne mehr über den Zustand einer Nation verraten als so manche Verfassung.
Kalender mit Beigeschmack
Die neuen Dokumente belegen keine Schuld – aber sie illustrieren, wie selbstverständlich Epstein in die Kreise von Tech-Milliardären und Politikstrategen hinein- und herausspazierte. Es geht nicht um kriminelle Beweise, sondern um die absurde Normalität, dass Namen wie Musk, Thiel oder Bannon in einem Skandalkalender auftauchen, als handle es sich um Tischreservierungen im Steakhouse.
Für die Demokraten sind die Dokumente politische Munition, für die Republikaner ein rotes Tuch – und für den Rest der Welt ein bitteres Schauspiel: ein Elitezirkel, der sich immer wieder selbst überrascht, wie normal abnormal eigentlich ist.
Wenn irgendwann die komplette „Epstein Edition“ erscheint, braucht man keine Netflix-Serie mehr. Man hat genug Stoff für einen 24-teiligen Polit-Kochkurs: „Frühstück bei Bannon, Lunch mit Thiel, Inselabende mit Musk – Rezepte einer untergehenden Elite“.