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Gipfeltreffen der Autokraten – Wenn Putin, Xi und Kim die Welt als Pokerabend betrachten

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Gipfeltreffen der Autokraten – Wenn Putin, Xi und Kim die Welt als Pokerabend betrachten

In Peking trafen sich dieser Tage Figuren, die man getrost als die „Autokraten-Allianz“ bezeichnen darf: Xi Jinping, Wladimir Putin und – als Überraschungsgast für die Stimmung – Kim Jong Un. Offiziell ging es um die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ), die als Gegengewicht zum Westen herhalten soll. Inoffiziell wirkte das Ganze wie ein Stammtisch für gekränkte Machtmänner, die beim gemeinsamen Tee beschließen, dass die Welt neu sortiert gehört.

„Beispiellos hohes Niveau“ – oder: Wenn der eine liebt und der andere nur Rabatt will

Putin lobte die Beziehungen zu China in den höchsten Tönen: „beispiellos hohes Niveau“. Wer die russische Wirtschaft kennt, weiß: Das bedeutet vor allem „beispiellos hohe Abhängigkeit“. Gazprom liefert Gas zu Dumpingpreisen, Russland verkauft Waffen, und China lächelt staatsmännisch, als hätte es sich gerade einen neuen Rabattgutschein gesichert.

Xi wiederum erklärte, die Partnerschaft habe „den internationalen Wandel überstanden“. Satirisch übersetzt: „Egal, wie viele Sanktionen ihr im Westen noch auflegt – solange Gazprom Rabatte verteilt, sitzen wir beide gemütlich im Teehaus.“

20 Abkommen, ein Stapel Papier und jede Menge Fragezeichen

Mehr als 20 Kooperationsabkommen sollen unterschrieben worden sein – Energie, Luftfahrt, KI, Landwirtschaft. Klingt nach Masterplan, ist aber eher ein Wunschzettel: Russland braucht dringend Märkte, China sucht billige Rohstoffe.

Highlight war – wieder einmal – die Pipeline „Power of Siberia 2“. Geplant sind 50 Milliarden Kubikmeter Gas pro Jahr, 30 Jahre lang. Eine Röhre so groß wie die Nostalgie nach Nord Stream. Nur der Preis? Unklar. Der Baubeginn? Unklar. Die Finanzierung? Ebenfalls unklar. Satirisch gesprochen: Es ist die einzige Pipeline der Welt, die bereits gefeiert wird, bevor auch nur ein Schweißgerät eingeschaltet wurde.

China selbst hält sich bedeckt. In den Staatsmedien tauchte die Pipeline nur als Nebensatz auf, irgendwo zwischen „Agrarabkommen“ und „Kulturförderung“. Es wirkt, als hätte China Putins Großprojekt in die Fußnoten verbannt – die diplomatische Version von: „Danke, aber wir melden uns.“

Militärparade oder Modenschau?

Neben Verträgen wurde auch der militärische Catwalk besprochen: Xi und Putin versprachen, jeweils bei den Militärparaden des anderen aufzutreten. Kim Jong Un darf in Peking ebenfalls dabei sein, vermutlich als Maskottchen für die „Achse der Paraden“.

Man stelle sich das vor: 80. Jahrestag des Zweiten Weltkriegs, Panzer rollen über den Platz, Raketen glänzen, Generäle salutieren. Doch in Wahrheit erinnert das Ganze an eine überdimensionale Oldtimer-Parade: viel Blech, viel Nostalgie, wenig Nutzen. Für die Autokraten ist es trotzdem unverzichtbar – das jährliche Ego-TÜV-Siegel.

Die neue Weltordnung – oder: Wenn Stammtische die UNO ersetzen

Xi und Putin sprachen beim SOZ-Gipfel von einer „neuen Weltordnung“. Klingt nach Revolution, ist aber eher eine Ersatzveranstaltung für die UNO, nur ohne störende Demokraten.

Putin erklärte, das „eurozentrische Modell“ sei überholt. Satirisch betrachtet: Das sagt ausgerechnet jemand, dessen ganzes Geschäftsmodell darauf beruhte, Europa Gas zu verkaufen. Ohne Europas Euros sieht das russische Wirtschaftswunder nämlich aus wie ein Luftballon nach Silvester: schlaff, grau und nur noch symbolisch dekorativ.

Kim Jong Un – der Joker im Trio

Kim Jong Un darf beim Treffen natürlich nicht fehlen. Offiziell als „wichtiger Partner“, inoffiziell als Entertainment-Programm. Während Xi die Rolle des seriösen Moderators spielt und Putin mit Gasröhren jongliert, sorgt Kim für die komischen Zwischentöne: Raketenstarts als Showeinlage, Lobeshymnen im Karaoke-Stil und das Versprechen, jederzeit neue Paraden zu liefern.

Satirisch gesehen wirkt er wie der Sidekick in einer schlechten Sitcom: Derjenige, der im Hintergrund immer „Haha, sehr gut, Chef!“ ruft.

Die Achse der Selbstvergewisserung

Putin, Xi und Kim inszenieren sich als Architekten einer neuen Weltordnung. Doch schaut man genauer hin, ist es weniger ein Bauplan als eine Collage aus alten Parolen, billigen Rohstoffdeals und Paraden fürs eigene Ego.

Europa und die USA beobachten das Schauspiel mit Argwohn – und einer Prise Belustigung. Denn hinter all den Händeschütteln und Pathos-Reden bleibt die Realität: Russland verkauft sich unter Wert, China zieht die Strippen, und Kim liefert das Feuerwerk für die Abendunterhaltung.

Kurzum: Der Gipfel von Peking war weniger Weltgeschichte als Welt-Satire – ein Dreiergipfel, der aussieht wie eine Boyband ohne Charts, die trotzdem von der Weltherrschaft singt.