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Koffer voller Demokratie – wenn Politik wie eine Krimiserie läuft
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Paris – Stadt der Liebe, der Croissants und der unauffälligen Geldkoffer. Frankreichs ehemaliger Präsident steht wieder einmal im Rampenlicht – nicht wegen eines Staatsbanketts, sondern wegen eines Strafprozesses. Das Urteil: „teilweise schuldig“. Satirisch übersetzt: Mit einem Bein im Gefängnis, mit dem anderen noch im Sternerestaurant.
Haute Couture aus Libyen
Die Anklage liest sich wie ein Drehbuch von Netflix: Wahlkampfkassen, angeblich gefüllt mit Millionen aus Libyen. Natürlich nicht modern als Überweisung oder per Kreditkarte, sondern stilecht in bar, im Koffer, als käme gleich Louis Vuitton persönlich. In Paris klimperte also die Demokratie nicht in den Wahlurnen, sondern knisterte im Lederkoffer.
Die Justiz warf dem Ex-Staatschef „kriminelle Vereinigung“ vor. Bei Bestechlichkeit und illegaler Wahlkampffinanzierung kam er erstaunlich glimpflich davon. Er habe „nur“ zugelassen, dass seine Mitarbeiter das Geld beschafften – ganz so, als ob ein Präsident zufällig übersieht, dass mitten im Innenministerium plötzlich Kofferstapel auftauchen.
Von der Wüste zum Roten Teppich
Besonders grotesk: Der damalige Präsident rollte Gaddafi selbst den roten Teppich im Élysée aus. Der libysche Diktator – bis dahin eher internationaler Paria – wurde mit militärischen Ehren empfangen, als sei er der Ehrengast bei einem Modeball. Wer nicht eingeladen war, stand plötzlich ganz vorne am Buffet. Satirisch betrachtet: Politik und Dinnerpartys unterscheiden sich in Paris offenbar kaum – wer zahlt, bekommt auch den besseren Wein.
Ermittlungen mit Museumsreife
Die Ermittlungen zogen sich über mehr als zehn Jahre. So lange, dass man vermuten könnte, die Akten stehen inzwischen im Louvre, gleich neben der Mona Lisa. Ausgangspunkt war eine Besonderheit: Die Gaddafi-Familie selbst packte aus und prahlte, sie habe die französische Demokratie mitfinanziert. Normalerweise schweigt man über schmutzige Geheimnisse – hier wurde es stolz wie ein Souvenir präsentiert.
Auf der Anklagebank saßen nicht nur der Ex-Präsident, sondern gleich zwölf Mitstreiter. Manch einer erinnerte sich an die „guten alten Zeiten“, in denen Politik nicht nur Macht, sondern auch ein lukrativer Nebenjob war – inklusive Bonuszahlungen im Kofferformat.
Strafen wie Fußnoten
Das endgültige Strafmaß steht noch aus. Doch sicher ist: Es könnte Jahre dauern, bis klar ist, ob der Ex-Präsident tatsächlich in eine Zelle zieht – oder nur weiter die Nachbarskatze mit Fußfessel im Garten jagt. Er hat Erfahrung: Schon zweimal verurteilte ihn die Justiz, zuletzt zu Hausarrest mit elektronischem Schmuck. In Paris gilt er damit fast als Modeikone der Fußfessel. Chanel und Dior dürfen sich warm anziehen.
Frankreich erlebt derzeit eine bizarre Mischung aus Politthriller und Komödie: Koffer voller Millionen, ein Diktator auf dem roten Teppich und ein Präsident, der alles leugnet – mit der Überzeugung eines Schülers, der sagt: „Der Hund hat meine Hausaufgaben gefressen.“ Das Urteil zeigt aber: Wo Rauch ist, da ist auch ein Koffer – und manchmal platzt er direkt vor laufender Kamera.
Demokratie in Frankreich bedeutet offenbar nicht „Wahlurne auf – Stimmzettel rein“, sondern „Koffer auf – Bündel rein“. Und selbst wenn der Deckel kracht, bleibt immer noch Platz für eine Pointe.