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Königlicher Käfig für den Präsidenten – Trump auf Staatsbesuch in Großbritannien
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London/Windsor – Es gibt Staatsbesuche, die haben Geschichte geschrieben: Kennedy in Berlin, Obama in Kairo, Xi in Moskau. Und dann gibt es Donald Trump in Windsor – eine Veranstaltung, die eher wie eine Reality-Show auf Schloss Kulisse wirkt, irgendwo zwischen Downton Abbey und Ich bin ein Star – holt mich hier raus!.
Willkommen im goldenen Quarantäne-Gehege
Normalerweise fährt ein US-Präsident mit Kutsche durch London, winkt der Queen, wird von jubelnden Menschenmengen beklatscht – oder zumindest höflich ignoriert. Nicht so Trump. Der bekommt zwar auch eine Kutschfahrt, aber nur auf dem Privatgelände von Windsor Castle. Publikum: ein paar Tauben, der königliche Rasen und drei gelangweilte Gardisten.
Es ist die erste Kutschprozession in der Geschichte, die weniger einer Machtdemonstration gleicht als einer Probefahrt im Streichelzoo. Der Buckingham-Palast nennt es „Vorsichtsmaßnahme“. Die Opposition nennt es „eine großartige Idee, die wir uns für alle künftigen Besuche Trumps wünschen“.
Proteste, so britisch wie Tee und Regen
Während Trump also im Schlossrund dreht, marschieren in London und Windsor die Bürger auf: Gewerkschaften, Studenten, Klimaschützer, Omas gegen Rechts – alle vereint im Slogan „Trump Not Welcome“. Der berühmte „Trump Baby“-Ballon ist angeblich frisch aufgepumpt, diesmal sogar mit LED-Beleuchtung, damit der Präsident ihn selbst aus der Ferne nicht übersehen könnte.
Trump selbst wird von alldem natürlich nichts mitbekommen. Offiziell zum Schutz. Inoffiziell, weil niemand riskieren will, dass er die Proteste live als „größte Pro-Trump-Demo aller Zeiten“ verkauft.
Starmer und die Kunst des Pomp-Managements
Premierminister Keir Starmer hat die royale Karte gespielt: viel Militär, viel Silberbesteck, ein Staatsbankett, das so pompös ist, dass man beim Dessert vergisst, dass es eigentlich um handfeste Politik geht. Starmer hofft, Trump mit goldenen Tellern und höfischen Fanfaren zu besänftigen – eine Strategie, die ungefähr so viel Aussicht auf Erfolg hat wie der Versuch, einen Tiger mit Katzenfutter zu beruhigen.
Denn Trump hat bereits mit einem Satz über die „Annexion Kanadas“ König Charles in Rage versetzt – ein Fauxpas, der noch in den Geschichtsbüchern stehen wird. Die Vorstellung, dass Charles seinem Gast beim Bankett schweigend zusieht, während dieser möglicherweise die Isle of Wight „versehentlich“ den USA zuschlägt, treibt britischen Diplomaten den Schweiß auf die Stirn.
König Charles: God save… me!
Für Charles ist dieser Staatsbesuch ein Albtraum in höflichem Anzug. Einerseits darf er Trump nicht vor den Kopf stoßen, andererseits muss er die Tradition wahren. Schon munkeln Hofberichterstatter, der König habe für die Begegnung eine neue Technik eingeübt: Stoisches Lächeln mit innerlichem Gebet. Wahrscheinlich denkt er sich während des Banketts: „God save the King? Nein, God save me!“
Ein Staatsbankett mit viel Silber und wenig Substanz
Das Programm für Trump klingt wie eine Mischung aus Touristenattraktion und Imagepolitur: Kranzniederlegung am Grab Elizabeths II., Militärüberflug mit Flugzeugen, die mehr CO₂ in einer Stunde ausstoßen als ganz Windsor in einem Jahr, und ein Bankett, bei dem der Präsident wahrscheinlich die Tischrede mit einer Produktplatzierung verwechselt. „Ich widme diesen Toast der großen Freundschaft zwischen unseren Ländern – und meinem fantastischen Truth Social, das übrigens jeder hier abonnieren sollte.“
Staatsbesuch im Modus „Containment“
Trumps Besuch ist kein Triumph der Diplomatie, sondern ein logistisches Meisterwerk der Eindämmung. Man will ihn ehren, ohne ihn aus dem Schloss zu lassen. Man will Freundschaft zeigen, ohne Proteste sichtbar werden zu lassen. Man will Politik machen, ohne dass Trump zwischendurch Kanada als „schönes Ferienhaus der USA“ beschreibt.
So bleibt der Besuch in Erinnerung als das, was er wirklich ist: ein königlicher Käfig für einen Präsidenten, der draußen niemand sehen will und drinnen niemand sehen möchte.