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Trump auf Truppen-Tournee – Die Nationalgarde als Wahlkampf-Accessoire

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Trump auf Truppen-Tournee – Die Nationalgarde als Wahlkampf-Accessoire

Washington/Memphis – Wenn der Präsident die Nationalgarde losschickt, denkt man normalerweise an Flutkatastrophen, Tornados oder brennende Wälder. Doch im aktuellen Amerika genügt offenbar schon eine demokratisch regierte Stadt, um Panzer und Soldaten in Bewegung zu setzen. Washington, Los Angeles, jetzt Memphis: Willkommen bei der „Operation Parteifarben“ – Trump schickt die Nationalgarde dorthin, wo die Wahlzettel nicht nach ihm riechen.

Kriminalität? Nein, Wahlkampf!

Offizielle Begründung: „Kriminalität außer Kontrolle!“ – eine Behauptung, die ungefähr so haltbar ist wie ein Burgerbrötchen nach drei Tagen Sonne. Denn die Statistiken zeigen glasklar: In Washington sind die Gewaltverbrechen zuletzt gesunken. Doch Zahlen sind langweilig, Panzerbilder nicht. Also erklärt Trump kurzerhand die Hauptstadt und Memphis zu Kriegsgebieten. Der Mann führt keinen Kampf gegen Kriminalität, sondern gegen Städte mit blauen Wahlzetteln.

Memphis: Prävention oder Panzer?

Der Bürgermeister von Memphis bat um Geld für Prävention und soziale Projekte. Trump hörte nur „bla bla bla“ und antwortete mit: „Hier sind Soldaten.“ Es ist die politische Version von: „Kind, du brauchst Nachhilfe in Mathe?“ – „Nein, du kriegst eine Spezialeinheit im Wohnzimmer.“

Nationalgarde als Reality-TV

Die Truppen marschieren ein, Kameras klicken, und der Präsident verkündet: „Wir bringen Ordnung!“ – ganz so, als hätte man es hier mit einem Marvel-Film zu tun, in dem die Helden gegen das Böse kämpfen. Nur dass die „Bösen“ in diesem Drehbuch nicht Kriminelle sind, sondern schlicht demokratische Bürgermeister, die zu viele unbequeme Fragen stellen.

Man könnte meinen, Trump hat die Nationalgarde in seine eigene Reality-Show integriert: „Keeping Up with the National Guard“. Jede Stadt, die ihn nicht liebt, bekommt eine Folge. Mit Helikopteraufnahmen, Marschmusik und einem finalen Monolog ins Mikrofon.

Die „glücklichen“ Bürgermeister

Besonders grotesk: Trump erklärte, der Bürgermeister von Memphis sei „glücklich“ über den Einsatz. In Wahrheit sagte dieser, er brauche Geld für Prävention, nicht für ein improvisiertes Militärspektakel. Aber was sind schon Zitate wert, wenn man die Realität im eigenen Sinne vertonen kann? Wahrscheinlich behauptet Trump demnächst, auch Abraham Lincoln hätte sich heimlich eine Nationalgarde-Einheit im Wohnzimmer gewünscht.

Demokratie unter Bewährung

Kritiker nennen die Einsätze autoritär, Trump nennt sie „effizient“. Tatsächlich erinnern die Bilder an eine Art politisches Hausarrestprogramm: Demokratische Städte werden nicht mehr regiert, sie werden besetzt. Das Muster ist eindeutig: Nicht die gefährlichsten Orte, sondern die unbequemsten Orte stehen auf seiner Liste. Chicago, Baltimore, New Orleans, New York – alle schon mit Drohungen bedacht. Die Nationalgarde ist nicht mehr Notfallhelfer, sondern Wahlkampfwaffe.

Klartext • Trump bekämpft Kriminalität mit Soldaten, obwohl die Zahlen sinken. • Er nennt Bürgermeister „glücklich“, während diese verzweifelt nach Finanzmitteln betteln. • Er verwandelt amerikanische Innenpolitik in eine Dauerstaffel von „Apocalypse Now – aber mit Wahlkampf“.

Kurz: Statt Lösungen gibt es Spektakel. Statt Prävention: Propaganda. Statt Demokratie: Drohgebärden.

Truppen statt Taten

Die Nationalgarde wird in Trumps Händen zum Symbol einer Demokratie auf Abruf. Er setzt sie ein wie andere Leute Wahlplakate: nicht um Probleme zu lösen, sondern um Macht zu demonstrieren. Und während draußen Soldaten patrouillieren, erklärt er drinnen vor laufenden Kameras: „Alles unter Kontrolle.“

Trumps Politik ist wie ein Zahnarzt, der bei Karies gleich die Zähne zieht – Hauptsache, es sieht nach Behandlung aus.