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Trump vs. Times – die teuerste Glosse der Welt
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Es gibt Dinge, die sind so vorhersehbar wie ein Werbespot vor dem Tatort. Donald Trump, frisch im Amt und noch immer mit dem Selbstverständnis eines Reality-Stars ausgestattet, hat wieder einmal ein neues Lieblingsfeindbild: die New York Times. Dieses Mal reicht ihm ein böser Tweet nicht – er will gleich 15 Milliarden US-Dollar einklagen. Das ist ungefähr so viel, wie andere Staaten als Jahreshaushalt haben. Für Trump ist es dagegen wohl nur die nächste Null in seiner persönlichen Strichliste der Größenfantasien.
Das Spiel „Wer verklagt wen?“
Trump hat sich in den letzten Jahren eine ganz eigene Juristenstaffel aufgebaut, die mehr beschäftigt ist als ein Callcenter kurz nach Einführung der GEZ-Gebühr. CBS verklagt? Check. ABC verklagt? Check. Wall Street Journal verklagt? Check. Bald wird wohl auch der Wetterbericht verklagt, weil er es gewagt hat, Regen während eines Trump-Auftritts vorherzusagen.
Und natürlich alles wegen „Verleumdung“ und „Lügen“. In Trumps Welt gilt: Wenn eine Schlagzeile nicht nach Wahlkampfplakat klingt, dann ist sie automatisch ein Angriff auf die Pressefreiheit – also seine.
15 Milliarden – Schnäppchen oder Größenwahn?
15 Milliarden Dollar fordert er von der New York Times. Zum Vergleich: Dafür könnte man den BER fertigstellen – dreimal. Oder man kauft sich einen halben Elon Musk. Trump aber sieht es als „Schadensersatz“. Schadensersatz wofür? Für die Tatsache, dass die Zeitung es gewagt hat, ihn nicht als Messias, sondern als Politiker darzustellen.
Die Zahl ist kein Zufall: Sie passt perfekt in Trumps Welt, in der jeder Konflikt zur Pokerpartie wird. Einsatz: höher als das Bruttoinlandsprodukt von Luxemburg. Bluff: garantiert.
Der illegale Wahlkampfbeitrag, den niemand bestellt hat
Trump wirft der New York Times vor, Kamala Harris unterstützt zu haben – und nennt das den „größten illegalen Wahlkampfbeitrag aller Zeiten“. Natürlich. In seiner Welt ist jede positive Berichterstattung über Gegner ein Verbrechen, jede über ihn selbst ein „historischer Durchbruch“. Nach dieser Logik müssten sämtliche Karikaturisten der USA längst auf der FBI-Liste ganz oben stehen.
Pressefreiheit à la Trump
Kritiker nennen seine Klagen einen Angriff auf die Pressefreiheit. Trump dagegen nennt es wahrscheinlich „Hausordnung“. Die Nachrichtenagentur AP durfte ja schon nicht mehr mit ins Regierungsflugzeug, weil sie den „Golf von Mexiko“ nicht brav in „Golf von Amerika“ umbenannt hat. Man stelle sich die Logik vor: Wenn Trump morgen den Atlantik „Trump-Ozean“ nennt, müssen wir das alle gefälligst so drucken – sonst Hausverbot.
Historische Note: Die Epstein-Klage
Auch das Wall Street Journal hat Post von Trump bekommen. Grund: ein Artikel über Jeffrey Epstein, der einen Geburtstagsbrief an Epstein mit Trump in Verbindung brachte. Trump fordert: 10 Milliarden Dollar. Damit hätte Epstein zwar nicht die Unschuld zurückbekommen, aber immerhin ein neues Anwesen in Palm Beach.
Wenn Klagen zu Wahlkampf werden
Trumps Sammelleidenschaft für Prozesse ist kein Ausrutscher, sondern Programm. Er verklagt Medien, wie andere Leute Strafzettel sammeln: aus Prinzip. Die Summen sind astronomisch, die Vorwürfe wackelig, das Ergebnis vorhersehbar: ein paar Vergleiche, ein paar Millionen, ein paar Schlagzeilen – und Trump wieder in der Opferrolle, die er so liebt.
Unterm Strich bleibt es wie immer: Trump führt Krieg gegen die Presse. Nur dass er dabei nicht mit Argumenten kämpft, sondern mit Anwälten, Zahlen, die nach Fantasy-Roman klingen, und dem unerschütterlichen Glauben, dass die Welt eine Dauerwerbesendung für „MAGA“ sein sollte.