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In Trump We Trust – Wenn der Dollar zum Selfie wird
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Washington D.C. – Amerika steht vor einem historischen Schritt. Nein, nicht in Richtung Fortschritt, sondern in Richtung Personenkult in Prägestufe Ultra. Das US-Finanzministerium hat Entwürfe für eine 1-Dollar-Gedenkmünze mit Donald Trumps Gesicht vorgestellt – und damit bewiesen, dass Gesetze in den Vereinigten Staaten ungefähr denselben Stellenwert haben wie die AGB von TikTok: Man klickt einfach auf „Akzeptieren“, ohne sie gelesen zu haben.
Ein Gesetz? Ach, das stand da nur zum Spaß
Seit jeher verbietet ein US-Gesetz, dass lebende Präsidenten auf Münzen abgebildet werden. Ein Schutzmechanismus gegen Größenwahn, Selbstvergoldung und spontane Diktatorenfantasien. Doch offenbar hat das Finanzministerium beschlossen, dass dieses Gesetz veraltet sei – vermutlich so um 12:01 Uhr am Tag, als Trump die Idee hörte.
„Warum sollte ich warten, bis ich tot bin, um geehrt zu werden?“, soll Trump laut internen Quellen gesagt haben. „Ich bin der lebendigste Präsident, den dieses Land je hatte.“
Damit ist der Weg frei für die Münze, die Amerikas Demokratie ziert – und gleichzeitig in feinster Ironie unter Beweis stellt, dass sie gerade poliert, nicht gepflegt wird.
Das Design: mehr Heroismus geht nicht (außer auf North Korea TV)
Die Vorderseite zeigt Trumps Profil – streng, entschlossen, patriotisch. Die Frisur glänzt im Licht der Freiheit, irgendwo zwischen Goldbarren und Heiligenschein. Darunter steht in altbekannter Gravur „In God We Trust“, was im Fall dieser Münze wohl eher als göttliche Warnung gemeint ist.
Auf der Rückseite: Trump mit erhobener Faust vor der US-Flagge, inspiriert vom Foto nach dem Attentatsversuch 2024 – der Moment, in dem er blutend triumphierte, während seine PR-Berater bereits die Hashtags planten. Darüber die Worte: „Kämpfen, Kämpfen, Kämpfen“ – der wahrscheinlich subtilste Aufruf zum inneren Frieden, seit Chuck Norris Yoga probiert hat.
Offiziell soll die Münze an den 250. Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung erinnern. Inoffiziell feiert sie den Beginn der Abhängigkeit von einer einzigen Frisur.
„Keine Fake News hier“ – sagt der Mann, der sonst überall welche sieht
Finanzminister Brandon Beach versuchte auf X (vormals Twitter) das Ganze zu rechtfertigen:
„Keine Fake News hier. Diese Entwürfe sind echt und ehren den Geist unseres Landes.“
Ein Satz, der so amerikanisch ist wie ein McDonald’s-Salat: formal korrekt, aber niemand glaubt’s wirklich. Beach verwies außerdem auf den Regierungsstillstand („Shutdown“), weshalb das genaue Produktionsdatum noch unklar sei. Offenbar muss erst wieder Geld da sein, um Geld mit Trump-Gesicht zu drucken.
Verfassung? Ach, die kann man doch neu prägen!
Juristen verweisen auf das Coinage Act, das Porträts lebender Präsidenten ausdrücklich verbietet. Doch im Trump’schen Verständnis von Recht und Ordnung ist ein Gesetz nichts weiter als ein Vorschlag mit dekorativem Charakter.
Man beruft sich stattdessen auf den „Coin Redesign Act“ von 2020, der dem Finanzministerium erlaubt, Jubiläumsprägungen vorzunehmen. Dort steht allerdings, dass das Motiv „symbolisch für das 250-jährige Bestehen der USA“ stehen müsse. Und wer, wenn nicht Trump, symbolisiert schließlich alles, was Amerika derzeit ist: laut, gespalten, teuer und permanent auf Sendung.
Wenn Patriotismus nach Eigenwerbung riecht
Das Finanzministerium nennt das Design einen Ausdruck des „unerschütterlichen Geistes der Demokratie“. Ein bemerkenswerter Satz, bedenkt man, dass die Demokratie gerade zittert wie eine Waschmaschine im Schleudergang.
„Kämpfen, Kämpfen, Kämpfen“ – das Motto auf der Münze – klingt weniger nach nationalem Zusammenhalt als nach der wörtlichen Anleitung zu Trumps Lebenswerk.
In Kombination mit der erhobenen Faust erinnert das Ganze an eine Mischung aus Boxkampfplakat und Wahlkampflogo, bei dem man nur noch auf den Schriftzug „Trump 2028 – diesmal endgültig!“ wartet.
Geld regiert die Welt – jetzt mit Gesicht
Laut Finanzministerium soll die Münze gesetzliches Zahlungsmittel sein. Man kann also künftig im Supermarkt mit Trump bezahlen. Ob das ironisch ist oder prophetisch, bleibt offen. Denn wer einmal erlebt hat, wie US-Bürger 2016 für ihn abgestimmt haben, der weiß: Auch da wurde im Prinzip mit wenig Wert eine große Entscheidung getroffen.
Analysten spekulieren bereits, dass die Münze schnell zum Sammlerstück wird. Wahrscheinlich landet sie nicht in Portemonnaies, sondern in Glaskästen, Kirchenvitrinen und Fox-News-Studios.
Vom Symbol zur Satire – die Revolution im Kleinformat
Historiker weisen darauf hin, dass George Washington 1789 ausdrücklich ablehnte, sich auf Münzen abbilden zu lassen, um den Anschein von Monarchie zu vermeiden. Trump hingegen scheint zu denken: „Wenn schon Monarch, dann wenigstens mit Merchandise.“
Er hat damit geschafft, was keiner vor ihm wagte: den Patriotismus auf den Durchmesser eines Bagels zu schrumpfen – und ihn in sich selbst zu zentrieren. Die Vereinigten Staaten feiern 250 Jahre Freiheit – und tun es mit einer Münze, die aussieht, als sei sie in einem Souvenirshop in Mar-a-Lago geprägt worden.
Ein Land wirft sich selbst in den Münzschlitz
Wenn Geschichte sich wiederholt, dann diesmal als Prägung. Das Land, das einst Könige stürzte, feiert jetzt einen Mann, der wie ein König denkt, handelt und sich bezahlen lässt – buchstäblich. Die Trump-Münze ist mehr als ein Symbol: Sie ist ein Spiegel. Und wer hineinsieht, erkennt ein Amerika, das sich selbst feiert, während es sich gerade neu verpfändet.
Oder, wie es auf der Münze heißen wird: „In Trump We Trust.“