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Operation Koka-Kolumbien – Wie Donald Trump Lateinamerika zur persönlichen Gartenarbeit verdonnern will

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Operation Koka-Kolumbien – Wie Donald Trump Lateinamerika zur persönlichen Gartenarbeit verdonnern will

Wenn Weltpolitik nach Rambo klingt

Donald Trump hat wieder gesprochen – und wenn der Mann spricht, bebt nicht die Erde, sondern der Globus seufzt kollektiv. Nach Drohungen gegen Grönland („Ich kaufe es oder ich komme mit dem Bagger“) und Venezuela („Ich erkenne da Potenzial für ein Resort“) ist nun also Kolumbien dran.

Der US-Präsident drohte am Wochenende, „nicht auf sanfte Weise“ vorzugehen, sollte Kolumbiens Präsident Gustavo Petro den Drogenanbau nicht „unterbinden“. Ein Satz, der klingt, als hätte er ihn direkt aus einem Drehbuch von „Narcos – Staffel Trump“ übernommen.

Kolumbiens Innenminister Armando Benedetti reagierte wenig begeistert und erklärte nüchtern, Trumps Aussagen kämen „einer Androhung einer Invasion gleich“. Man müsse schließlich davon ausgehen, dass, wenn Trump sagt „Wir machen das für euch“, er dabei nicht an Entwicklungshilfe, sondern an Marines, Drohnen und patriotische Countrymusik denkt.

„Make South America Great Again“ – oder: Wenn die Monroe-Doktrin zum Freizeitpark wird

Die Vereinigten Staaten haben ja Tradition, wenn es um „präventive Besuche“ in Lateinamerika geht. Vom Bananenkrieg über Panama bis Grenada: Wenn irgendwo südlich von Texas ein Land nicht so funktioniert, wie Washington es gern hätte, dann wird dort kurzerhand „Demokratie installiert“.

Trump setzt diese Tradition fort – nur eben mit weniger Diplomatie und mehr Caps-Lock. Seine Aussage, Kolumbien müsse den Koka-Anbau „endlich in den Griff kriegen“, klingt, als hätte er gerade einen Bericht über Regenwaldzerstörung gelesen und beschlossen, dass das Problem mit mehr Flugzeugen und weniger Kontext lösbar sei.

Innenminister Benedetti zeigte sich jedenfalls fassungslos und fragte im Radio:

„Ich kann mir nicht vorstellen, wie man mehrere Hektar Land schließen könnte – es sei denn auf diese Weise.“

Sprich: mit Panzern statt Pflanzenschutz.

Kolumbiens Souveränität – jetzt im Sonderangebot

Für die Kolumbianer ist das Ganze kein Witz. Das Land hat jahrzehntelang zwischen Guerillakrieg, Paramilitärs und Drogenkartellen versucht, so etwas wie Stabilität zu erreichen – und steht nun vor der Aussicht, dass ausgerechnet der Mann mit dem Spray-Tan im Weißen Haus meint, er könne das besser.

Die jüngste Ankündigung der USA, sämtliche Finanzhilfen einzufrieren, setzt dem Ganzen die Krone auf. Man könnte meinen, Washington wolle das Land erst aushungern, um es dann mit einem „Befreiungseinsatz“ zu retten – ein Prinzip, das bereits bei Diäten und Ölkriegen große Erfolge feierte.

Trumps Logik scheint zu lauten:

„Wenn ihr euer Land nicht selbst kontrollieren könnt, machen wir das – wie bei Twitter, nur mit Bomben.“

Man darf also gespannt sein, wann das Pentagon die „Operation South Snow“ (Codename: Make Cocaine American Again) ankündigt.

Lateinamerikas Déjà-vu

In ganz Südamerika hallt Trumps Drohung wie ein schlechter Witz mit nuklearem Unterton. Erst Grönland, dann Venezuela, jetzt Kolumbien – wer ist als Nächstes dran? Costa Rica? Belize? Vielleicht Peru, weil es zu viele Berge gibt, die man „zur besseren Übersicht“ platt machen könnte.

Dass Trump seine Außenpolitik gern mit Reality-TV verwechselt, ist kein Geheimnis. Doch mit jeder neuen Drohung wirkt sie mehr wie ein Script von „Die Geopolitiker – Staffel 3“, produziert von Fox News und gesponsert von Lockheed Martin.

Sein Lieblingssatz scheint zu sein:

„Wenn ihr euer Problem nicht löst, lösen wir euch.“

Das große Missverständnis

Offiziell will Trump ja nur den Drogenanbau stoppen. Inoffiziell würde er vermutlich einfach gern ein paar Hektar Kokainplantagen in einen Golfplatz umwandeln – selbstverständlich mit luxuriösem Clubhaus und Mauer drumherum.

Dass Kolumbien die Sprühaktionen der USA mit Pestiziden strikt ablehnt, scheint ihn nicht zu stören. Für Trump ist das Ganze vermutlich ohnehin eine simple Gleichung:

„Coca + Leute mit Akzent = Chaos. Lösung: Militär.“

Innenminister Benedetti nannte die Vorstellung einer US-Aktion „einen klaren Verstoß gegen die Souveränität Kolumbiens“. Doch Souveränität ist für Trump, was für andere die Geschäftsbedingungen sind – man scrollt einfach weiter.

Kapitel 6: Der Präsident, der kam, um zu helfen

Natürlich betont das Weiße Haus, es gehe nicht um Krieg, sondern um „Sicherheit“. Das ist in etwa so glaubwürdig, wie wenn ein Bär erklärt, er wolle den Honigtopf nur bewachen.

Die Gefahr besteht darin, dass Trump in seiner zweiten Amtszeit eine völlig neue Kategorie der Außenpolitik etabliert: „Präventive Inkompetenz.“ Ein Konzept, bei dem man zuerst eingreift und später herausfindet, warum.

Wenn Weltpolitik zur Reality-Show wird

Kolumbien hat allen Grund zur Sorge. Wenn der mächtigste Mann der Welt Sätze wie „nicht auf sanfte Weise“ benutzt, ist das nie ein gutes Omen. Die Welt schaut fassungslos zu, während der Präsident der Vereinigten Staaten droht, ein anderes Land zu „reformieren“ – notfalls mit Raketen.

Vielleicht wird das die neue außenpolitische Doktrin des 21. Jahrhunderts: „America First – Latin America Second-Hand.“

Doch eines ist sicher: Wenn Trump wirklich einmarschiert, dann nicht wegen des Kokains. Sondern weil ihm jemand erzählt hat, dass man aus kolumbianischem Kaffee „unglaublich große, wunderschöne Energie“ gewinnen könne.

Und wenn er das glaubt, dann gute Nacht – nicht nur Kolumbien, sondern der ganzen Welt.