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Sarkozy im Santé-Club – Der Ex-Präsident zwischen Zellenblock und Charmeoffensive

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Sarkozy im Santé-Club – Der Ex-Präsident zwischen Zellenblock und Charmeoffensive

Ein Präsident geht in den Knast – und Frankreich zuckt mit den Schultern

Frankreich hat viele Traditionen – guten Wein, schlechte Verkehrsführung und Präsidenten mit einem Faible für juristische Abenteuer. Doch Nicolas Sarkozy, der einst das Land regierte wie ein hyperaktiver Napoleon im Designeranzug, setzt dem Ganzen jetzt die Krone auf.

Ab morgen, so die Gerüchte aus Paris, wird der 70-Jährige einer der prominentesten Insassen Europas sein – im legendären Gefängnis La Santé. Der Name („die Gesundheit“) ist dabei fast schon zynisch: Hier landet man nicht, um gesund zu werden, sondern weil die politische Moral endgültig Fieber bekommen hat.

Von Elysee zu Zellblock – das Comeback des Jahrzehnts

Sarkozy tritt seine Haftstrafe an, nachdem das Gericht in der sogenannten Libyen-Affäre fünf Jahre verhängte – wegen illegaler Wahlkampffinanzierung, mutmaßlich aus den Koffern von Muammar al-Gaddafi persönlich. Oder, wie die französische Presse es formulierte: „Ein Skandal mit Wüstenwind und Louis-Vuitton-Note.“

Die Anklage lautete, Sarkozy habe Teil einer kriminellen Vereinigung gewesen. Das klingt fast poetisch – schließlich ist „kriminell“ und „Vereinigung“ in der französischen Politik ja selten weit voneinander entfernt.

Dass er die Vorwürfe natürlich „entschieden zurückweist“, gehört zum guten Ton. Schließlich hat in Frankreich kaum jemand die Justiz je bestätigt – höchstens mal beeindruckt.

Und während andere Verurteilte ihren Koffer packen, denkt Sarkozy wohl noch darüber nach, ob man seine Zelle in „Elysee-Flügel C“ umbenennen könnte.

La Santé – wo die Republik ihre VIPs parkt

Das Pariser Gefängnis La Santé ist kein Ort für gewöhnliche Kleinkriminelle. Hier gibt es einen abgetrennten Bereich für Häftlinge, die „besonders geschützt“ werden müssen – also solche, die sich sonst vor Autogrammanfragen der Mithäftlinge nicht retten könnten.

Man stelle sich das vor: Nicolas Sarkozy beim Mittagessen neben einem Steuerbetrüger, einem Ex-Minister und einem Fußballfunktionär. Kurz: ein typischer französischer Kabinettstisch, nur mit weniger Champagner.

Der Gefängnisdirektor soll bereits erwogen haben, für den Ex-Präsidenten einen eigenen Bereich zu schaffen – inklusive abhörsicherer Telefonzelle, falls Carla Bruni ihren Mann mit Gitarrenklängen moralisch unterstützen möchte.

Die Kunst des Leugnens

Sarkozy bestreitet weiterhin alles – vehement, charmant und mit jenem Selbstbewusstsein, das nur Menschen haben, die glauben, die Republik sei ihr persönliches Start-up.

Er nennt das Ganze eine „politische Intrige“. Und das ist der Punkt, an dem Frankreich kollektiv gähnt: Denn „politische Intrige“ ist in Paris kein Skandal, sondern die Luft, die man atmet.

Seine Verteidiger verweisen darauf, dass es „keine direkten Beweise“ gebe. Nur verdächtige Geldflüsse, dubiose Kontakte, und Zeugen, die plötzlich Gedächtnisverlust erlitten. Kurzum: eine völlig normale Woche in der französischen Innenpolitik.

Von C’est la vie zu C’est la prison

Was wird nun aus dem Mann, der einst antrat, um Frankreich zu modernisieren – und endete, als wandelndes Symbol seiner eigenen Hybris?

Während Emmanuel Macron auf internationalen Gipfeln charmant die Welt rettet, wird Sarkozy künftig lernen, wie man das Gefängnisessen charmant ignoriert. Vielleicht wird er dort sogar ein Buch schreiben. Titelvorschlag: „Ma cellule, mon destin“ – Zwischen Gaddafi und Gitterbett.“

Seine Frau Carla Bruni hat sich bisher diplomatisch zurückgehalten. Man darf aber annehmen, dass sie demnächst ein melancholisches Chanson veröffentlicht – etwa „Mon amour derrière les barreaux“.

Die französische Republik und ihre Wiederholungstäter

Sarkozy ist nicht der erste französische Präsident, der den langen Arm der Justiz spürt – nur der prominenteste seit Jacques Chirac, der wegen Korruption zu Bewährung verurteilt wurde. Es scheint fast, als hätte die französische Politik einen inoffiziellen Karriereplan: 1. Macht erlangen, 2. Intrige überleben, 3. Prozess führen, 4. Memoiren schreiben.

Manche Länder haben Heldenepen – Frankreich hat Gerichtsakten.

Ein Land mit Prinzipien – und PR-Abteilung

Das französische Volk reagiert, wie es immer reagiert: mit einer Mischung aus Empörung, Spott und ironischem Stolz. Schließlich beweist das Ganze, dass niemand über dem Gesetz steht – es sei denn, man hat die richtige Anwaltskanzlei.

In den Straßen von Paris kursieren schon neue Spitznamen: „Le Petit Détenu“ (der kleine Häftling) oder „Monsieur 5 ans sans liberté“. Man darf sicher sein, dass in den kommenden Tagen Satiriker, Karikaturisten und Weinverkäufer gleichermaßen Rekordumsätze erzielen werden.

Ein Präsident im Pyjama der Republik

Frankreich liebt seine Skandale, solange sie gut inszeniert sind – und Nicolas Sarkozy war immer ein Mann der Bühne. Nun hat er eine neue bekommen: keine Wahlkampfbühne, sondern eine Zelle mit Blick auf die Realität.

Er wollte Geschichte schreiben – jetzt schreibt er Strafrecht. Und während die Welt zuschaut, wie der einstige Präsident hinter Schloss und Riegel verschwindet, bleibt Frankreich ganz gelassen.

Denn hier weiß man: Politische Größe vergeht, aber die französische Farce ist ewig.