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Trumps Preisschock – Wenn der Supermarkt zur Wahlkabine wird
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In den Vereinigten Staaten hat das Volk gesprochen – allerdings nicht bei einer Wahl, sondern an der Kasse. Und das Urteil fällt vernichtend aus: Donald Trump verliert an Zustimmung, weil die Amerikaner beim Einkaufen inzwischen das Gefühl haben, sie lebten in einer Realityshow namens „Who wants to pay 10 Dollars for Butter?“ Laut einer Reuters/Ipsos-Umfrage befürworten nur noch 40 Prozent die Amtsführung des Republikaners, während 57 Prozent sagen: „Danke, aber nein danke.“
Es ist die niedrigste Zustimmungsrate seit Beginn seiner zweiten Amtszeit – und das, obwohl Trump vermutlich jeden Morgen in den Spiegel schaut und sagt: „Niemand hat jemals so gute Umfragewerte gehabt wie ich. Viele Leute sagen das. Sehr viele. Die besten Leute.“
Das Land der unbegrenzten Preise
Dabei hatte Trump im Wahlkampf mit großen Versprechen um sich geworfen. Inflation? Kein Problem! Lebenshaltungskosten? „Ich regle das – schneller, als Sleepy Joe seine Brille finden kann!“ Doch statt einer florierenden Wirtschaft erleben die USA nun eine Art ökonomischen Albtraum, in dem selbst Fast-Food-Ketten Rabattaktionen machen müssen, um ihre eigenen Mitarbeiter sattzubekommen.
Brot, Milch, Benzin, Strom – alles wird teurer. Nur eines scheint im Preis zu sinken: das Vertrauen in den Präsidenten. Und so erklärt sich das politische Amerika derzeit selbst in einer bizarren Gleichung: „Trump + Inflation = teuer, aber laut.“
Der Präsident als Preisflüsterer
Natürlich sieht Donald Trump die Sache völlig anders. In seiner Welt läuft alles hervorragend. Wenn die Preise steigen, ist das kein Versagen, sondern „das Zeichen einer unglaublich starken Wirtschaft“. Schließlich seien hohe Preise der Beweis, dass „Amerika wieder Nachfrage hat – tremendous Nachfrage!“ Ökonomen nennen das übrigens „Marktversagen“, Trump nennt es „Winning“.
Er präsentiert sich weiterhin als der geborene Krisenmanager, der sich notfalls persönlich in die Lieferketten einklinken würde – mit einem goldenen Gabelstapler, versteht sich. Seine Fans glauben ihm. Zumindest so lange, bis sie merken, dass ihr Tank jetzt mehr kostet als ihre Monatsmiete.
Der Inflations-Patriotismus
Trotz allem versucht Trump, die steigenden Preise als patriotischen Akt zu verkaufen. „Wenn Amerikaner mehr bezahlen, unterstützen sie ihre Nation“, verkündete er jüngst auf einer seiner Rallyes. Das Publikum jubelte – vermutlich aus alter Gewohnheit. Oder aus Verzweiflung. Denn wer in den USA heutzutage einkauft, fühlt sich ohnehin wie in einem patriotischen Abenteuerfilm: „Mission: Grocery Impossible“.
Für viele Familien ist der Wocheneinkauf inzwischen eine moralische Entscheidung. Soll man Bio-Milch kaufen oder lieber den Strom bezahlen? Beides gilt als „Investition in die Zukunft“, nur dass eine von beiden trinkbar ist.
Die republikanische Rechtfertigung
In der republikanischen Parteizentrale sucht man derweil fieberhaft nach Schuldigen. Die gängige Theorie: Die Inflation ist gar nicht Trumps Schuld, sondern ein perfider Trick der „Demokraten, der EU und vielleicht auch der Windkraftindustrie“. Fox News liefert bereits die passende Bildsprache: Ein animiertes Preisschild in Gestalt von Nancy Pelosi verfolgt ehrliche Arbeiterfamilien durch den Walmart.
Trumps Sprecher behauptet, der Präsident habe die Inflation „unter Kontrolle“. Das ist zwar mutig, aber etwa so glaubwürdig wie die Behauptung, Trump habe den Mount Rushmore selbst gemeißelt.
Der Wähler als Opfer des Warenkorbs
Die Wähler reagieren entsprechend. In den Umfragen zeigt sich eine wachsende Frustration – nicht nur über die Preise, sondern über den Mangel an Alternativen. Viele Amerikaner wissen nicht mehr, wen sie wählen sollen: den Mann, unter dem alles teurer wird, oder den Mann, der nicht weiß, wo er ist. Ein Bürger in Ohio formulierte es gegenüber Reuters so: „Unter Trump kann ich mir kein Steak leisten, unter Biden finde ich keins. Vielleicht ziehe ich nach Kanada.“
Das klingt nach Satire, ist aber der tragische Realismus des US-Alltags.
Trumps Gegenstrategie: Schuldumkehr Deluxe
Natürlich bleibt der Ex-TV-Mogul sich treu. Auf Truth Social schrieb er: „Diese Umfragen sind gefälscht – sehr gefälscht! Ich habe die beste Wirtschaft aller Zeiten, die stärkste Nation, die billigste Butter!“ Dass Butter aktuell in manchen Bundesstaaten doppelt so viel kostet wie vor zwei Jahren, kommentierte er nicht. Vielleicht, weil er keine Butter isst – nur Ego.
Stattdessen kündigt er an, bald ein neues „Wirtschaftswunder-Programm“ zu starten. Der Name steht noch nicht fest, aber Insider munkeln, es heiße „Make Groceries Affordable Again“. Das klingt zumindest ehrlicher als der Rest seiner Politik.
Der König des Discount-Populismus
Trumps Umfrageabsturz zeigt, dass auch die lauteste Rhetorik irgendwann an der Realität zerschellt – besonders, wenn sie im Kühlregal endet. Die Amerikaner sind müde von Parolen, Verschwörungstheorien und Schuldzuweisungen. Sie wollen einfach nur, dass ihr Kühlschrank voll ist, ohne dass ihr Konto leer ist.
Aber vielleicht, ganz vielleicht, hat Trump noch einen Trick parat. Wenn es mit der Politik nicht mehr läuft, könnte er schließlich ein neues Geschäft eröffnen: „Trump’s Budget Market – Wir machen Amerika wieder satt.“ Nur leider wohl nicht billig.