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You're hired! – Donald Trump und der Rückflug in die Arbeitsmoral

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You're hired! – Donald Trump und der Rückflug in die Arbeitsmoral

Donald Trump hat wieder einmal eine brillante Idee. Zumindest aus seiner Sicht. Der Mann, der mit „You’re fired!“ zum popkulturellen Diktator des Arbeitsplatzes wurde, ruft jetzt plötzlich: „You’re hired!“ – allerdings nicht als freundlichen Karrieretipp, sondern als wütenden Befehl an die Fluglotsen der Nation.

Denn die USA stecken mal wieder mitten in einem Shutdown, jenen staatlichen Dauerbrenner, der regelmäßig beweist, dass Demokratie auch als Selbstblockade funktioniert. Seit mehr als fünf Wochen steht die Verwaltung still, Gehälter fließen nicht, Beamte sind zu Hause – und der amerikanische Himmel ist so leer, dass man denkt, die Flugzeuge seien in den Streik gegangen.

Doch das Problem sind nicht die Flugzeuge. Es sind die Fluglotsen, die nicht mehr zur Arbeit erscheinen. Sie werden schlicht nicht bezahlt. Und offenbar hat selbst der patriotischste Amerikaner irgendwann die Nase voll davon, für Ruhm und Ehre ohne Lohn zu schuften.

Wenn das Management „Apprentice“ spielt

Trump, dessen gesamte Karriere auf der Inszenierung von Macht, Loyalität und spontaner Entlassungsfreude beruht, ist empört. „Unpatriotisch!“ nennt er das Fernbleiben der Fluglotsen, die seiner Meinung nach „den Betrieb der großartigsten Nation der Welt sabotieren“. Das klingt nach dem typischen Trump-Duktus: Pathos, gepaart mit völliger Ignoranz für ökonomische Realitäten.

Wer bezahlt wird? Egal. Wer Hunger hat? Schwäche! Wer ausfällt? Verräter!

In seinem Universum arbeiten gute Amerikaner nicht für Geld, sondern für den Applaus des Präsidenten.

Man muss sich das vorstellen: Die Fluglotsen – Menschen, die täglich hunderte Maschinen millimetergenau über Kontinente navigieren – sitzen zu Hause und rechnen ihre unbezahlten Stunden gegen die Stromrechnung auf, während Trump in seinem goldverzierten Golfcart über „Pflichtbewusstsein“ doziert.

Der Shutdown als politisches Fitnessprogramm

Eigentlich müsste Trump glücklich sein. Der Rückbau des Staates, die Reduktion von Behörden, das Ausdünnen des öffentlichen Dienstes – all das ist Teil seines Programms. Weniger Staat, mehr Freiheit, mehr Chaos – so lautet das inoffizielle Motto seiner Regierung.

Doch jetzt, wo die Bürokratie wirklich zusammenbricht, merkt selbst der selbsternannte Deal-Maker: Auch der Kapitalismus braucht gelegentlich jemanden, der das Radar bedient.

Es ist, als hätte jemand das „Apprentice“-Set verlassen, und plötzlich merkt der Produzent, dass keiner mehr die Kameras bedient.

Zwischen Patriotismus und Panikattacke

Trump reagiert – auf seine ganz eigene Art. Er lobt öffentlich jene Fluglotsen, die trotz des Shutdowns weiter arbeiten, obwohl sie keinen Cent sehen. Diese bezeichnet er als „Patrioten“. Und in echter Showman-Manier kündigt er an, sie mit 10.000 Dollar Bonus zu belohnen.

Woher das Geld kommen soll, sagt er nicht. Vermutlich aus derselben Quelle wie seine Mauer, sein Ego und seine Steuererklärungen: aus dem Reich der Legenden.

Für alle anderen, die sich erdreistet haben, lieber Rechnungen als Startbahnen zu koordinieren, gibt es hingegen Strafe. Sie sollen einen „negativen Vermerk in ihrer Akte“ erhalten, verkündete Trump auf Truth Social, seiner Lieblingsplattform für spontane Regierungsansagen.

Und weil das noch nicht reicht, sollen jene, die den Dienst verlassen, keine Abfindung erhalten.

Man könnte sagen: Das ist die Rückkehr des Reality-TV-Trumps – nur dass diesmal echte Existenzen auf dem Spiel stehen.

„The Apprentice“ – jetzt als Dokumentation

Wenn man Trump zuhört, klingt das Ganze fast wie eine Fortsetzung seiner Show: Ein Präsident sitzt in einem vergoldeten Büro, schaut auf die Liste seiner Angestellten und entscheidet nach Bauchgefühl, wer „Patriot des Monats“ und wer „Totalversager“ ist.

In seiner Welt läuft Wirtschaft wie Fernsehen: Die Quote zählt, der Schnitt entscheidet, und alles endet mit einem schmissigen Spruch. „You’re fired“ war gestern – „You’re fined“ ist das neue Format.

Zwischen Himmel und Hölle

Doch die Realität sieht anders aus. An einigen Tagen fehlten laut US-Flugaufsicht FAA zwischen 20 und 40 Prozent der Fluglotsen. Das Ergebnis: verspätete oder gestrichene Flüge, chaotische Flughäfen und Passagiere, die mehr Zeit in Duty-Free-Shops verbringen als in der Luft.

Für ein Land, in dem „Zeit ist Geld“ das nationale Credo ist, gleicht das einer Tragödie. Die Wirtschaft ächzt, Lieferketten stocken – und Trump? Der sieht die Schuld bei denen, die das Chaos ausbaden müssen.

Dabei war es sein eigener Shutdown, der das System an den Rand des Nervenzusammenbruchs gebracht hat. Es ist ein bisschen, als würde ein Feuerwehrmann Feuer legen, um dann den Flammenvortrag zu halten.

Die Ökonomie der Inszenierung

Trumps Handeln zeigt erneut: Für ihn ist Politik keine Verwaltungsaufgabe, sondern eine Showproduktion mit unklarer Drehbuchlage. Er verkauft Krisen als Siege, Strafen als Motivation und Widersprüche als „Deals“.

Dass die Fluglotsen überhaupt noch auf der Matte stehen, ist eine Leistung, die in jedem anderen Land mit Medaillen geehrt würde. In Trumps Amerika bekommen sie stattdessen Social-Media-Schmähungen – und ein Bonussystem, das so realistisch ist wie ein Märchen aus dem Trump Tower.

Der Präsident als Personalabteilung des Chaos

Donald Trump wollte den Staat effizienter machen, hat aber offenbar übersehen, dass selbst ein Turbokapitalismus nicht fliegt, wenn niemand den Tower besetzt. Sein Versuch, moralischen Druck mit wirtschaftlicher Belohnung zu kombinieren, ist ein Lehrstück in politischer Selbstparodie: Der Mann, der mit „You’re fired“ berühmt wurde, hat sich nun selbst in die Position gebracht, alle wieder einstellen zu müssen.

Er wollte Amerika „wie ein Unternehmen führen“. Stattdessen führt er es wie eine chaotische Reality-Show, bei der selbst das Publikum nicht mehr weiß, ob es lachen oder evakuieren soll.

Wenn Trump jetzt also ruft: „You’re hired!“, dann klingt das weniger nach Hoffnung – und mehr nach Verzweiflung.